Diese Seite funktioniert nur mit Javascript.
Einführung1.1 Was ist Mikroökonomie?Fragestellung
Auf diese Frage gibt es zahlreiche Antworten. Mitunter wird Mikroökonomie ganz eng, mitunter aber auch sehr weit definiert.
Es lassen sich zahlreiche Beispiele für solche Entscheidungen anführen:
- Welchen Anteil seines Einkommens wird ein Haushalt sparen?
- Wovon wird diese Entscheidung wesentlich beeinflusst?
- Welche Menge eines Konsumgutes wird ein Haushalt kaufen?
- Wird er mehr Strom verbrauchen, wenn der Strompreis sinkt?
- Lässt sich prognostizieren, wie stark der Stromverbrauch in einem durchschnittlichen Haushalt ansteigt, wenn der Strompreis um zehn Prozent sinkt?
- Wird ein Unternehmen die Produktion drosseln, wenn die Arbeitskosten steigen?
Die Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte beeinflussen sich gegenseitig, wirken zusammen und haben Folgen, deren Analyse ebenfalls Gegenstand der Mikroökonomie ist. Typische Fragestellungen lauten:
- Kann eine Subvention Unternehmen veranlassen, mehr zu produzieren?
- Wie reagiert ein Unternehmen, wenn die Wettbewerber ihre Preise reduzieren?
- Unter welchen Umständen steigt der Umsatz, den ein Produkt erbringt, wenn der Preis dieses Produktes gesenkt wird.
- Was bestimmt das individuelle Einkommen?
- Warum verdienen Männer i. d. R. mehr als Frauen?
- Investiert die Gesellschaft optimal in Bildung?
- Sollen Autobahnen privatisiert werden?
- Wie reagieren Unternehmen auf Steuererhöhungen?
- Wen belastet eine Steuer wie z. B. die Tabaksteuer eigentlich - die Verbraucher oder die Produzenten, oder beide? Und in welchem Ausmaß?
Dieser Fragenkatalog ließe sich beliebig fortsetzen. Kaum ist eine Frage beantwortet, schon taucht die nächste auf. Nehmen wir an, die letztgenannte Frage zur Tabaksteuer hätten wir bereits beantwortet. Angenommen, wir hätten herausgefunden, am Ende zahlt die Steuer der Raucher und der Zigarettenkonsum nimmt bei einer moderaten Steuererhöhung nicht ab. Dann muss die Steuer notwendigerweise weitere Wirkungen zeigen. Denn wenn der durch die Steuer teurer gewordene Zigarettenkonsum nicht zurückgeht, dann muss der Raucher entweder den Konsum anderer Güter einschränken oder weniger sparen oder ein höheres Einkommen erzielen - denn irgendwoher muss das Geld ja kommen, das er jetzt mehr für Zigaretten ausgibt.
Was auf einem Markt passiert, zeigt oft auf anderen Märkten Rückwirkungen. Die Märkte sind interdependent. Natürlich gilt das beileibe nicht für alle Märkte. Eine Preissteigerung für Streichhölzer wird aller Voraussicht nach die Nachfrage nach Superbenzin nicht merklich beeinflussen.* Solche Rückwirkungen werden hier per Annahme ausgeschlossen, um die Betrachtungen möglichst einfach zu halten.
Die Absicht, mit den einfacheren mikroökonomischen Analysen zu beginnen, führt auch dazu, dass sich die Themenauswahl hier an der engen Definition der Mikroökonomie orientiert. Die Methoden, die wir dabei kennenlernen werden, sind aber in weiten Teilen die gleichen, die zum Einsatz kommen, wenn die Mikroökonomie den Bereich rein wirtschaftlicher Fragestellungen verlässt. "Moderne Mikroökonomie" versucht heute, Phänomene oder Probleme zu erklären, die mit Ökonomie auf den ersten Blick wenig zu tun haben:
- Warum stehlen Menschen und wie kann man sie davon abhalten?
- Warum arbeiten Frauen meist im Haushalt und warum sind Männer meist vollzeit berufstätig?
- Warum gehen die Geburtenraten zurück?
- Wer heiratet wen und warum werden immer mehr Ehen geschieden?
- Wieso entstehen in Parkanlagen Trampelpfade, obwohl es gepflegte Kieswege gibt?
- Trägt die Ankündigung von Radarkontrollen im Rundfunk zur Verkehrssicherheit bei?
- Was ist ein Menschenleben wert?
- Warum schädigen Sportler freiwillig ihre Gesundheit durch Doping?
- Sollte man zur Kontrolle des Bevölkerungswachstum Kinder nur noch auf handelbare Babygutscheine anschaffen dürfen?
Das darf man sich nun aber nicht so vorstellen, dass alle Menschen vor jeder Entscheidung, die sie treffen, eine Kosten-Nutzen-Analyse durchführen und tagaus, tagein nur noch mit Optimierungsüberlegungen beschäftigt sind. Ein solches Verhalten wäre ja selbst schon wieder unökonomisch. Bei zahlreichen Entscheidungen ist die beste Alternative von vornherein bekannt. Das gilt z. B. für häufig wiederkehrende Entscheidungen, wie solche über die Menge an Brötchen und Croissants für das Wochenende, den Weg zur Arbeit oder die Zeitung am Kiosk. Andere Entscheidungen sind so unbedeutend, dass es sich gar nicht lohnen würde, die Vor- und Nachteile im Detail gegeneinander abzuwägen [Beispiel Informationskosten].