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Was ist Mikroökonomie?1.1.1 FragestellungGrundlegende Annahmen
Worum geht es nun in <mikro>online?
Viele der eingangs aufgezählten Fragen wird man auch im Anschluss an eine Einführung in die Mikroökonomik nicht beantworten können. Das muss man eingestehen, auch wenn es nicht gerade motivationsfördernd ist. Die präsentierte Methodik ist aber nahezu universell einsetzbar und bildet die Grundlage für die mikroökonomische Betrachtung solch weitergehender Fragen. Es handelt sich bei ihr - wenn man so will - um ein "Denkwerkzeug", dessen Einsatz hier an "einfachen" ökonomischen Beispielen geübt werden soll.
Dabei geht es vor allem um die Frage, wie Märkte funktionieren. Wie sie untereinander zusammenwirken, wird nur am Rande eine Rolle spielen. Diese so genannte Interdependenz der Märkte bleibt außen vor. Sie ist Gegenstand der Theorie des Allgemeinen Gleichgewichts. Aber bevor man sich dieser komplizierteren Theorie des Zusammenspiels aller Märkte zuwendet, ist es natürlich sinnvoll, sich zunächst erst mal mit der Funktionsweise eines einzelnen Marktes vertraut zu machen.
Da wir uns jeweils auf einen Markt und somit einen Ausschnitt aus dem gesamten Wirtschaftsgeschehen konzentrieren, betreiben wir eine Partialanalyse (im Unterschied zur Totalanalyse, die alle relevanten Vorgänge gleichzeitig zu berücksichtigen versucht). In der Regel werden wir sogar streng ceteris paribus argumentieren, d. h. immer die Auswirkungen einer isolierten Änderung betrachten, während wir alle anderen Größen als konstant unterstellen.
Daneben werden wir die Fragestellung auf eine "sichere Welt" beschränken, in der nichts zufällig geschieht, d. h., wir betrachten deterministische Modelle. Damit ist z. B. in einem Unternehmen die Produktion quantitativ und qualitativ exakt durch den Einsatz an Produktionsfaktoren bestimmt. Es wird keine Maschine ausfallen, kein Arbeiter krank werden und kein Zulieferteil defekt sein. Es leuchtet ein, dass die Analyse deutlich komplizierter werden würde, wenn wir solche und ähnliche zufällige Ereignisse berücksichtigen wollten.
Da wir uns mit den Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte beschäftigen, können wir die Betrachtung neben der Klassifikation als partial und deterministisch noch in eine dritte Kategorie einordnen. Wir betreiben eine ex ante Analyse, bei der nicht realisierte Größen, sondern die Pläne der Wirtschaftssubjekte im Mittelpunkt stehen. Und wir werden dabei vor allem die Frage untersuchen, ob es ihnen gelingen kann, ihre Pläne zu realisieren. Wenn das der Fall ist, soll die Situation als ein Gleichgewicht bezeichnet werden.
Damit diese Untersuchung nicht allzu schwierig wird, werden wir gleich eine ganze Reihe von Annahmen treffen.
Grundsätzliche Anmerkungen zum Gleichgewichtsbegriff in der Ökonomie
Wenn man in einem Supermarkt, am Fußballstadion, in der Oper oder in der Post Schlangen vor den Kassen beobachtet, gewinnt man den Eindruck, die Anstehenden werden wie von Geisterhand so in die Schlangen einsortiert, dass sich die Wartezeit zwischen den Schlangen vielleicht nicht aus-, aber doch angleicht. Die meisten der Kunden sind an einer möglichst kurzen Wartezeit interessiert. Das wird ganz offensichtlich, sowie ein Kunde die Anstell-Rituale durch Vordrängeln oder Vorlassen verletzt.
Ab und an sieht man, wie Kunden die Position in einer Schlange aufgeben und sich in einer anderen hintanstellen. Diese Beobachtung signalisiert, dass kein Gleichgewicht bestand. Ein Kunde konnte dann seine ursprüngliche Absicht nicht in die Tat umsetzen und hat seinen Verhaltensplan revidiert. Dafür können z. B. Fehleinschätzungen infolge unzureichender Information verantwortlich sein. Durch den Wechsel, der ja in der Hoffnung einer Verkürzung der Wartezeit erfolgt, gleichen sich die erwarteten Wartezeiten zwischen den Schlangen wieder an. Hat kein Kunde einen Anlass, seine Entscheidung zu ändern (die Schlange zu wechseln), nennen wir die Situation gleichgewichtig. Allgemeiner formuliert:
Natürlich können solche Gleichgewichte von außerhalb des Systems gestört werden. Wenn das geschieht, nennen wir das einen exogenen Schock. Die Besetzung einer weiteren Kasse oder eines weiteren Schalters wäre ein Beispiel für einen solchen Schock. Ohne dass jemand ordnend eingreifen müsste, können wir aber zuversichtlich sein, dass sich zügig ein neues Gleichgewicht einstellen wird, dass hier quasi Selbstheilungskräfte am Werk sind.
Obwohl jeder Kunde im eigenen Interesse handelt - keiner hat in der Regel die Absicht, andere vorzulassen, wenn es nicht dem eigenen Vorteil gereicht - tritt für die Gesamtheit der Kunden ein Ergebnis ein, das sich gut prognostizieren lässt. Es entsteht nicht etwa Chaos vor den Kassen, sondern eine wohlgeordnete Situation. Wer dieser Argumentation vertraut, muss sich zukünftig im Supermarkt keine Gedanken mehr machen, wo er sich anstellen soll. Es dauert ja doch in allen Schlangen gleich lange, oder?
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